Tristan und Isolde
Chor

Aufgabe mit Bravour bewältigt

Wenn sich an Oratorien und Volkslied erprobte Stimmen auf das ungewohnte Opernparkett begeben, darf man durchaus von einem Wagnis sprechen. Aber solchen Risiken steht das Dreigestirn aus Wagner Verband Minden, Stadttheater Minden und Nordwestdeutscher Philharmonie Herford seit jeher unerschrocken gegenüber. Bereits drei große Eigenproduktionen wurden gemeinsam auf die Bretter des Mindener Stadttheaters gebracht. Nun stand anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Mindener Wagner Verbandes mit „Tristan und Isolde“ die vierte Wagner-Oper an. Die Besonderheit: Der Chor setzte sich aus rund 50 Männern verschiedener geistlicher und weltlicher Mindener Chöre und Umgebung zusammen, die von Kreiskantor Thomas Wirtz auf ihre Einsatz vorbereitet werden.

Sie kommentieren als Seeleute das Geschehen aus dem Bühnenhintergrudn, geben hin und wieder nautische Kommandos und begrüßen am Ende der Überfahrt ihren König Marke. Insgesamt ein recht überschaubarer vokaler Anteil, der da zu leisten ist und der sich zudem auf den ersten Akt beschränkt. Gerade einmal acht Seiten umfasst der Klavierauszug für den Chor. Die Überlegung, für diesen, auf die Männerstimmen reduzierten chorischen Umfang keinen teuren Profichor zu engagieren, sind nachvollziehbar. Gesetzt wurde deshalb auf heimische Kräfte, die der Produktion zusätzliches künstlerisches Lokalkolorit verliehen. Lediglich um die Einsatzsicherheit zu erhöhen, wurde der Chor noch um wenige Profis verstärkt.

Angst, dass die Mindener Männer ihrer Aufgabe nicht gewachsen sein könnten, hatten alle Beteiligten nicht. Jutta Winckler, Vorsitzende des Mindener Wagner Verbandes, konnte sich schon früh von der Stimmkraft des Ensembles überzeugen: „Ich bin stolz auf Minden, dass wir hier so etwas auf die Beine stellen können.“ Und auch Thomas Wirtz, der bei den Proben von Marien-Kantor Andreas Mitschke als Korrepetitor unterstützt wurde, hegte keine Zweifel am Gelingen der Aktion. Ihn reizte auch die Aufgabe, Sänger unterschiedlichster musikalischer Richtung und Herkunft zu einem Klangkörper zu vereinen.

Der Erfolg gibt allen Beteiligten recht. Der Kritiker des Mindener Tageblatts urteilte: „Tadellos der ehrenamtliche Wagnerchor Minden mit seinen Einwürfen aus dem Bühnenhintergrund im ersten Akt, stimmstark und immer präsent.“ Und auch die Neue Westfälische jubilierte: „Auch der aus Laiensängern zusammengesetzte Wagner Chor Minden 2012 bewältigt seine Aufgabe mit Bravour.“