Tristan und Isolde
Die Nordwestdeutsche Philharmonie
Kultureller Botschafter der Region
Regional verankert, international gefragt: Mit jährlich rund 120 Konzerten in Ostwestfalen-Lippe nimmt die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) mit Sitz in Herford ihre Verantwortung als eins von drei NRW-Landesorchestern ernst, profiliert sich aber auch weltweit als kultureller Botschafter der Region, in der sie seit mehr als sechs Jahrzehnten zu Hause ist. 1950 als Städtebundorchester mit dem Auftrag gegründet, die Musiklandschaft fernab der Metropolen zum Blühen zu bringen, spielen die 78 Musikerinnen und Musiker heute nicht nur in den Konzertsälen zwischen Minden und Paderborn, Gütersloh und Detmold, sondern treten darüber hinaus bei Gastspielreisen in berühmten Häusern wie dem Concertgebouw in Amsterdam, der Zürcher Tonhalle und dem Großen Festspielhaus in Salzburg auf. Neben Dänemark, Österreich, Holland, Italien, Frankreich und Spanien sorgte das Orchester auch in Japan und den USA schon für ausverkaufte Konzertsäle.

Das Kulturleben in der Region bereichert die NWD durch ihre Abonnementsreihen sowie durch zahlreiche neue Formate, die in den vergangenen Jahren unter der Leitung des Intendanten Andreas Kuntze entwickelt wurden. Unter dem Titel „Begegnung mit Beethoven“ ist 2002 in Bad Salzuflen ein Pfingst-Festival ins Leben gerufen worden, zu dem das Publikum aus ganz Deutschland anreist. Aufgrund des großen Erfolges wurde diese Konzertreihe mit der „Begegnung mit Brahms“ fortgesetzt, aktuell steht das frühsommerliche Festival unter dem Motto „Mozart trifft Bruckner“. Ein weiterer Schwerpunkt der NWD ist die Förderung des hochtalentierten musikalischen Nachwuchses. Bereits zum sechsten Male bietet sie in diesem Jahr jungen Pianisten und Cellisten im Rahmen der „Sommerakademie“ die Gelegenheit, in Meisterkursen ihr eigenes Talent zu entwickeln und sich in Konzerten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zu den weiteren Aktivitäten, mit denen das Orchester ein breites Publikum anspricht, gehören Chorkonzerte, Open Air-Events und musikalische Veranstaltungen nach dem Vorbild der britischen „Night of the proms“.

Einen großen Stellenwert misst die Nordwestdeutsche Philharmonie, die seit dem Jahr 2002 auch eine eigene Stiftung besitzt, ihrem schul- und konzertpädagogischen Programm für die Konzertbesucher von morgen bei. Mit ihren Konzerten für Kinder und Jugendliche, den Besuchen der Musiker in den Schulen und dem Angebot an Klassen, an den Proben teilzunehmen, gelingt es ihr, jährlich rund 15.000 junge Hörer an die klassische Musik heranzuführen.

International renommierte Künstler wie etwa die Cellistin Sol Gabetta, der Pianist Martin Stadtfeld und die Trompeterin Tine Thing Helseth werden von der NWD ebenso virtuos begleitet wie die Stars der Opernszene. Der Klangkörper aus Ostwestfalen gab Konzerte mit Anna Netrebko und Renée Fleming, dem stimmgewaltigen Dreigestirn Placido Domingo, Luciano Pavarotti und José Carreras sowie in jüngster Zeit mit Jonas Kaufmann und Klaus Florian Vogt, den Bayreuther „Lohengrin“-Tenören. Auch jenseits der Gala hat sich die NWD längst als Opernorchester etabliert. Gemeinsam mit dem Richard Wagner Verband Minden hat sie bereits drei Bühnenwerke Wagners produziert – in diesem Herbst steht mit „Tristan und Isolde“ die vierte große Oper im Stadttheater Minden an.

Rund 800 Musiktitel, die von der NWD eingespielt wurden, finden sich im Archiv des Westdeutschen Rundfunks. Seit dem ersten Konzertmitschnitt zwei Jahre nach der Gründung des Orchesters hat der Sender eine Vielzahl von Konzerten live übertragen und mitgeschnitten. Der WDR schätzt den Klangkörper vor allem als Spezialist für Raritäten, für musikalische Neu- und Wiederentdeckungen. Regelmäßig hören kann man die Nordwestdeutsche Philharmonie nicht nur im Radio, sondern auch auf mehr als 200 Schallplatten- und CD-Einspielungen. Live-Aufnahmen der NWD inbesondere aus den großen internationalen Konzertsälen erscheinen in einer eigenen CD-Edition. Eine DVD, die im Jahr 2011 entstanden ist, vermittelt nicht nur einen akustischen, sondern auch einen optischen Eindruck des Orchesters.

Regina Doblies